Heute möchten wir dich mit der Feierkultur in Bulgarien bekannt machen. Allerdings nicht wie die Bulgaren feiern, sondern wann sie feiern. Es hat sich mittlerweile teilweise auch in Deutschland rumgesprochen, dass die Bulgaren gerne und viel feiern. Was die meisten wahrscheinlich nicht wissen – das ist kein Gerücht!
Ganz offiziell gibt es in Bulgarien 14 Feiertage. Selbst wenn die meisten Bulgaren nicht besonders religiös sind, so hat keiner etwas
gegen die christlichen Feiertage – das sind nämlich circa die Hälfte aller Feiertage. Die bewegte Geschichte Bulgariens hat den Bulgaren mit der anderen Hälfte der Feiertage beschert, nennen wir sie die politisch bedingten Feiertage (z. B. Tag der Vereinigung, Tag der Unabhängigkeit, etc.). Die Deutschen müssen sich dagegen mit gerade mal 9 Feiertage zufriedengeben. Was 11 der 16 Bundesländer nicht machen und somit gegen den Ruf der arbeitswilligen Deutschen kämpfen. In diesen 11 Bundesländern gibt es noch ein paar zusätzliche Feiertage. Die Nähe zu Bulgarien zeigt an dieser Stelle ihren Einfluss – Bayern, das Bundesland, was rein geografisch am nächsten zu Bulgarien liegt, hat die meiste Anzahl von Feiertagen unter den Bundesländern – ganze 13 (immer noch knapp hinter den Bulgaren, aber um einiges näher dran, als z. B. Berlin mit 9). Und die Augsburger - das sind die Bulgaren Deutschlands! Zumindest was Anzahl gesetzlicher Feiertage betrifft – 14, genau so viel wie in Bulgarien.
Da die Bulgaren so gerne und ungestört feiern, haben sie sich auch etwas Geschicktes ausgedacht – das „Abarbeiten“: Das verlängerte Wochenende kennt man in beiden Ländern – fällt der Feiertag auf einem Donnerstag z. B., wollen alle auch am Freitag frei haben. Während in Deutschland einen Antrag auf Urlaub beim Arbeitgeber gestellt und vorher mit den Kollegen verhandelt werden muss und ein Urlaubstag verloren geht, wird im bulgarischen Parlament der Freitag zusätzlich zum offiziellen Feiertag erklärt. Die Bulgaren haben ein Sprichwort – „Viel Gutes bringt nichts Gutes“ – das ahnen wohl auch die Abgeordneten im bulgarischen Parlament, deshalb wird für jeden politisch gewonnenen zusätzlichen Feiertag ein darauffolgender Samstag für Werktag erklärt. Die Arbeitswoche dauert dann anstatt fünf, sechs Tage und am Samstag wird „abgearbeitet“. Da der Samstag aber eben ein Wochenende-Tag ist, weigern sich viele der arbeitenden Bulgaren, den als Werktag zu sehen und erscheinen nicht zur Arbeit. Manche Firmen arbeiten, andere nicht, die Arbeitssituation an einem solchen Samstag ist zugegebenermaßen etwas chaotisch. Einigkeit besteht nur darüber, dass am Tag des Abarbeitens nicht viel gearbeitet wird.
Gestern gab die bulgarische Ministerin für Arbeit und Soziales die Pläne bekannt, die Praxis des Abarbeitens und Verschmelzens von Feiertagen zu beseitigen. Wie die Bulgaren darauf reagieren und ob das durchzusetzen ist, ist noch abzuwarten.
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